„Back to the roots“ ist nicht nur ein cool klingender englischer Ausdruck den Designer nutzen um total „creative“ rüberzukommen, sondern es kann tatsächlich ein Instrument in der heutigen Digitalisierung sein. Und sogar ein erfolgreiches. Es kommt jedoch ganz darauf an, wie man dieses einsetzt und in digitale Medien einbindet. Viele werden jetzt denken: Oh Gott, jetzt nicht schon wieder so ein „never-change-a-running-system-Spinner“! Aber, weit gefehlt. Changed das System! Aber bitte mit Stil und cross-medial.

Oh, Käpt'nmein Käpt'n.

Die Devise lautet: Liebe zum Detail.

Was unterscheidet Designer aus der heutigen Zeit von Dichtern oder Künstlern von früher? Das Instrument.

 

So ist für einen Dichter das geschriebene Wort ein Instrument, um seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Für einen Designer kann das Kreativ-Instrument eine Fotografie, ein Film, eine Illustration, eine Grafik oder eine Animation sein. Der kreative Mensch bedient sich der Mittel, die ihm zur Verfügung stehen und die seine individuelle Message am besten transportieren.

 

Lässt man die technischen Rahmenbedingungen weg, erhält man Kreativität in seiner pursten Form. Ein Handwerk, das von Emotionen getrieben wird. Und von der Liebe zum Detail lebt.

 

Um die Abstrahierung noch etwas deutlicher zu machen, möchte ich aus dem absolut fantastischen Film „Club der toten Dichter“ John Keating bzw. Walt Whitman zitieren:

 

„Wir lesen und schreiben Gedichte nicht nur so zum Spaß. Wir lesen und schreiben Gedichte, weil wir zu Spezies Mensch zählen, und die Spezies Mensch ist von Leidenschaft erfüllt; und Medizin, Jura, Wirtschaft und Technik sind zwar durchaus edle Ziele und auch notwendig; aber Poesie, Schönheit, Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens. Ich möchte an dieser Stelle Whitman zitieren, »Ich und mein Leben … die immer wiederkehrenden Fragen, der endlose Zug der Ungläubigen, die Städte voller Narren. Wozu bin ich da? Wozu nützt dieses Leben? Die Antwort. Damit Du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht. Deine Individualität. Damit das Spiel der Mächte weiterbesteht und Du deinen Vers dazu beitragen kannst.« Damit das Spiel der Mächte weiterbesteht und Du deinen Vers dazu beitragen kannst. Was wird wohl Euer Vers sein?“

 

Unabhängig von der Zeit, ist dieses Zitat auch heute noch aktuell. Die Kernfrage bleibt: Was wird euer Vers sein? Was wird mein Vers sein?

 

Welchen kreativen Beitrag leiste ich, um die Welt ein Stückchen besser zu machen? Die Mittel spielen dabei keine Rolle, sondern die Leidenschaft, die man in seine eigenen Kreationen steckt. Die Emotionen, die man selbst im Schaffensprozess empfindet, müssen auf den Betrachter übertragen werden – erst dann ist die Mission eines Künstlers erfüllt.

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Kreativitätbraucht Emotionen

Ohne Emotionen beim eigenen Tun und Handeln kann man keine Emotionen beim Betrachter wecken. Emotionen können sich in der Leidenschaft zum Detail äußern. Bei mir war es seit jeher die Fotografie, die mich begeistert und meine Detailverliebtheit geweckt und über Jahre geprägt hat.

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Die analoge Fotografie ist für mich dabei nur ein Instrument, das mir hilft meine Vorstellungen zu visualisieren und für andere greifbar zu machen.

 

Was spricht dagegen, analoge Arbeiten zu digitalisieren und cross-medial zu verbreiten? Nichts! Im Gegenteil. Man sollte den Mut haben, das analoge Fotografieren oder die analoge Kamera als Medium anzuerkennen und den Begriff „cross-medial“ dabei wörtlich zu nehmen. Medienübergreifend. Egal ob off- oder online.

 

Man sagt so schön: Wo Kreativität herrscht, sind keine Grenzen gesetzt. Und das stimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist das nachfolgende Konstrukt, das eine analoge Digitalisierung alltagstauglich macht.

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Ich habe mich schon immer gefragt, wieso ich nicht die schöne warme Optik von alten Kameras auch digital einfangen sollte. Gesagt, getan. Mit ein bisschen Schweiß, Tränen und Kabelbindern ist dieses „Gebilde“ entstanden ;-). Sieht vielleicht auf den ersten Blick merkwürdig aus, erfüllt aber seinen Zweck und das sogar mit tollen Ergebnissen. Als Kamera habe ich meine alte Seagull Mittelformat mit Sucherschacht verwendet. Das digitale „Umwandlungsmedium“ war in diesem Fall ein Google Nexus Tablet. Ein bisschen mit dem Profi-Kamera-Modus rumgespielt konnte es auch schon losgehen.

Hier ein kurzer Ausschnitt vom Endergebnis.

AnalogeDigitalisierung

Wir sind im Digitalen Wandel angelangt oder schwimmen schon bis zum Hals darin. Aber was kommt als nächstes? Welches digitale Medium wird übermorgen Kreativherzen höher schlagen lassen? Für mich ist eines klar: Egal, ob wir unsere Macbooks in Zukunft auf dem Mars aufschlagen und dahinter Großartiges schaffen, ändert sich eine Sache nie – die kreative Freiheit. Die Individualität.

 

Um diesem Artikel einen würdigen Abschluss zu spendieren, möchte ich an dieser Stelle Robert Frost zitieren:

 

Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, und ich nahm den der weniger betreten war. Und das veränderte mein Leben.

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03.07.2018 – Aljoscha Bakaran, Art-Direktion, Teamleitung